Rezension eines Gastes:
Zum Klavierkonzert von Moritz Winkelmann im Patat am 15.3.2025
Die lebhaften und verspielten Klänge des Steinway-Flügels im ersten Satz der Klaviersonate Nr. 9 E-Dur, opus 14 von Beethoven sind wirklich fesselnd! Sie schaffen eine wunderbare Atmosphäre, die das Publikum sofort in ihren Bann zieht. Diese kurze Sonate von Beethoven mit den 12 eröffnenden Takten des schlichten Themas, steht am Anfang eines wirklich gelungenen Konzertabends. Am Klavier sitzt Prof. Moritz Winkelmann. Winkelmann füllt mit diesem Stück den außergewöhnlichen Konzertraum im PATAT auf kongeniale Weise, die „kleine“ Sonate ist durch eine kammermusikalische Ausgeglichenheit geprägt. Musik, Pianist, Besucher können so von Beginn an zu einer Einheit verschmelzen, in diesem Kokon des alten Gewölbes.
Moritz Winkelmann ist Preisträger der Internationalen Telekom Beethoven Competition und Träger des Mozart-Preises der Stuttgarter Mozart Gesellschaft. 2021 lehrte er als Professor für Klavier an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim. Seit dem Wintersemester 2024 ist er Professor für Klavier an der Musikhochschule Stuttgart. Er gibt internationale Meisterkurse und war Jurymitglied zahlreicher Wettbewerbe.
Die Klaviersonate Nr.1 f-Moll, op.2 Nr.1 mit den Sätzen Allegro, Adagio, Menuetto-Allegretto und Prestissimo entstand 1795. Beethoven interpretiert durch Winkelmann erreicht in dieser Sonate eine dramatische Spannung. Das Allegro wird mit einem aus der „Mannheimer Schule“ bekannten Thema eröffnet: Staccato aufsteigende Viertel, dann abwärts gerichtete Schleiffigur. Winkelmann zeigt den Zuhörern seine und die Qualität des Flügels bei den energischen Akkordschlägen des Schlußsatzes.
Nach der Pause werden die Zuhörenden durch drei mit Leichtigkeit gespielten Bagatellen verwöhnt. Bis zum glamourösen Abschluss des Konzerts, der Klaviersonate Nr. 32 c-Moll, op. 111 ist die Nähe zum Pianisten stetig weitergewachsen. In diesem besonderen Kellergewölbe des Patat in Michelstadt ist die Bühne ist so nah, dass jede Regung des Pianisten sichtbar wird. So wird die Klaviersonate Nr.32 zu einem gemeinsames Erlebnis. Nach verklingen des letzten Tones herrscht ergriffene Stille vor dem begeisterten Applaus.
Durch zwei Zugaben bedankt sich dieser wunderbare Pianist und spielt nach Beethoven erst Beethoven und dann Beethoven: Stimmt: Er spielt derzeit alle 32 Sonaten ein. Der gesamte Zyklus wird zum 200. Todestag Beethovens fertig gestellt sein. Die Zuhörer durften an diesem Abend teilhaben an dieser Auseinandersetzung mit Beethoven und konnten auch ganz persönlich mit dem Pianisten sprechen.
Dem Engagement des ehrenamtlichen Teams des PATAT ist es zu verdanken, dass solche bekannten Künstler sich auf den Weg in den Odenwald begeben. Belohnt werden die Künstler durch das interessierte Publikum aber auch durch eine außergewöhnliche Tradition: Die Künstler werden luxuriös bekocht! Selbstlos und mit großer Freude setzt sich Lothar Mertens für das Gelingen dieser Veranstaltungen ein und erschafft so eine hochwertige Musikwelt im Herzen des Odenwaldes.